Lost in Ladetarif


März/2021

Dass es nunmehr Laden statt Tanken heißt, ist ein kleiner Unterschied, an den sich E-DienstwagenFahrer schnell gewöhnt haben. Aber wie ist das mit der Bezahlung? Und wie viel kostet eigentlich die Kilowattstunde? Überhaupt: Welcher Stromanbieter ist der günstigste?

Manchmal fühlen sich auch Dienstwagenfahrer ein wenig wie im Dschungel – zumindest, wenn sie mit einem Elektrofahrzeug an der Ladesäule stehen. Denn eine Vielzahl von Stromanbietern sorgt nicht nur für ein immer größer werdendes Netz von Ladepunkten, sondern lässt gleichzeitig auch ein nahezu undurchdringliches Tarifgeflecht entstehen. Abhilfe schaffen aktuell schon verschiedene Lade-Apps, allerdings mit einem kleinen Haken: Oftmals sind die dort abgebildeten Vergleiche lückenhaft.

Und das hat einen triftigen Grund: Die Abrechnungssysteme der Energieunternehmen sind häufig wenig transparent. Die Bundesregierung gibt in einem offiziellen Papier zwar vor, dass der Strom für Elektrofahrzeuge exakt nach der geladenen Menge (in Kilowattstunden) abgerechnet werden soll. Allerdings ist es gleichzeitig so, dass Stromanbieter in bestimmten Fällen zusätzliche Gebühren verlangen dürfen, beispielsweise für die Freischaltung einer Ladesäule oder wenn der Nutzer den Ladepunkt unnötig lange blockiert.

Es geht aber auch anders. Anbieter wie die Plugsurfing GmbH erstellen ihre Abrechnung auf Minutenbasis – und belohnen somit schnelles Laden. Allerdings hängt die Höhe der Rechnung hier wiederum von weiteren Faktoren ab: Welche Abgabeleistung liefert die Ladesäule? Wie sind Ladezustand und Kapazität der Batterie? Beeinflusst die Außentemperatur den Ladevorgang? Unterm Strich kann es bei einer zeitbasierten Abrechnung also sein, dass der Kunde nicht exakt weiß, was er im Detail für eine Kilowattstunde zahlt. Dadurch ist ein Preisvergleich im Grunde nur verfälscht möglich.

Es verwundert daher kaum, dass der Bundesverband der Verbraucherzentralen in Deutschland ein standardisiertes Verfahren für die Datenbereitstellung fordert. Dieses müsse für alle öffentlich zugänglichen Ladesäulen gelten und definierte Informationen bereitstellen, etwa Standort-, Belegungsstatus- und detaillierte Preisinformationen.

Fazit: Pauschale Empfehlungen für diesen oder jenen Stromanbieter sind aktuell noch unseriös. Es empfiehlt sich also trotz der eingangs erwähnten Unschärfe, zu vergleichen und sich zusätzlich auf den Websites der präferierten Stromanbieter zu informieren.

Welcher Ladetyp bin ich?

Das Vergleichen von Stromtarifen liefert erste Anhaltspunkte – der Blick auf das eigene Fahrverhalten schärft die Entscheidungskriterien weiter. Bin ich Vielfahrer? Hier kann sich ein Ladeangebot mit Grundgebühr lohnen, da die Kilowattstunde an den Ladesäulen meistens günstiger abgerechnet wird. Fahre ich nur gelegentlich? Dann ist vielleicht die Entscheidung für eine kostenlose Ladekarte die richtige, auch wenn dann der Ladevorgang oft etwas mehr kostet. Wähle ich einen örtlichen Stromanbieter oder einen überregional agierenden Dienstleister? Ist der Dienstwagenfahrer regelmäßig auch im Ausland unterwegs, erweist sich ein Netzwerk als vorteilhaft.

Herstellerangebote

BMW

Die Tarifstruktur für das E-Auto-Ladeangebot der BMW Group bietet die beiden Grundtarife „Flex“ und „Active“ sowie das Zusatzpaket „Ionity Plus“, das bei beiden Tarifen optional dazugebucht werden kann.

Der Tarif „Active“ ist für Kunden ideal, die hauptsächlich öffentlich laden. Hier kostet das Laden in Deutschland 33 Cent pro Kilowattstunde (kWh) an AC-Ladestationen sowie 39 Cent pro kWh an DC-Ladepunkten. Für die Schnellladesäulen von Ionity fallen 79 Cent pro kWh an. Zusätzlich wird eine monatliche Grundgebühr von 4,99 Euro berechnet. Wer die Ladesäule zu lange blockiert, wird mit sechs Cent pro Minute bestraft (gilt für die AC-Stationen in der Zeit zwischen 08:00 und 20:59 Uhr). Bei den DC-Ladern muss zahlen, wer die Station länger als 90 Minuten blockiert – dann sogar rund um die Uhr zusätzlich 20 Cent pro Minute.

Der Tarif „Flex“ ist für Kunden gedacht, die meistens zu Hause oder am Arbeitsplatz laden. Dem Vorteil, dass keine Grundgebühr erhoben wird, steht entgegen, dass eine öffentliche Beladung den individuellen Konditionen des jeweiligen Anbieters der Ladestation unterworfen ist, die starken Schwankungen inbegriffen.

Volkswagen

Ein anderes Beispiel, das auf alle gerade gestellten Fragen eine interessante Antwort liefern kann, ist We Charge von Volkswagen: Dieser Mobilitätsdienst ist ab null Euro Grundgebühr erhältlich, findet mittels eigener App den Weg zu über 150.000 öffentlichen Ladepunkten und bietet sogar Preisvorteile an bestimmten Ladestationen.

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