Stilvolle Bergwelt


Aug/2021

Mondän! Dieses altmodische Wort beschreibt die Destination St. Moritz ziemlich treffend. Was aber genau ist darunter zu verstehen oder, präziser gefragt, was genau darf der Reisende dort erwarten?

Im Gegensatz zum Winter ist im Sommer nicht die rasante Abfahrt, sondern der Anstieg am Berg die sportliche Herausforderung – zumindest wenn man wie wir mit dem Mountainbike unterwegs ist. Beim Skifahren bietet das Carving-Modell einen ausgewiesenen technischen Vorsprung. Unser Hilfsmittel hat mit dem „E“ zwar nur einen Buchstaben, ist aber in Bezug auf die Effektivität am Hang dafür unschlagbar.

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Mondän! Dieses altmodische Wort beschreibt die Destination St. Moritz ziemlich treffend. Was aber genau ist darunter zu verstehen oder, präziser gefragt, was genau darf der Reisende dort erwarten?

Im Gegensatz zum Winter ist im Sommer nicht die rasante Abfahrt, sondern der Anstieg am Berg die sportliche Herausforderung – zumindest wenn man wie wir mit dem Mountainbike unterwegs ist. Beim Skifahren bietet das Carving-Modell einen ausgewiesenen technischen Vorsprung. Unser Hilfsmittel hat mit dem „E“ zwar nur einen Buchstaben, ist aber in Bezug auf die Effektivität am Hang dafür unschlagbar.

Leichte Auffahrt

Das Gebiet in und um St. Moritz ist für den Mountainbiker nicht nur perfekt ausgeschildert, sondern bietet auf über 400 Kilometern abwechslungsreiche Strecken für jeden Geschmack und jedes Können. Laut unserem Tourguide Jasper darf man tatsächlich alle Wege am Berg befahren, was wir dann auch ausgiebig nutzen. Dank dem E-Bike geht es zügig voran. Bis 25 km/h unterstützt der Elektromotor. Ab dann müssen die Muskeln wieder komplett übernehmen. Aber die Landschaft stoppt einen sowieso, da sich niemand das spektakuläre Panorama entgehen lassen will. Auch ein plötzlicher Wettereinbruch mit Regen und Graupelschauer hindert uns nicht daran, den steilen Aufstieg am Suvretta-Hang hinaufzuklettern. Die einzige Herausforderung auf den Wegen sind die vielen biologischen „Tretmienen“ der hier freilaufenden Kühe. Auch sollte man nicht unbedingt vom Weg abkommen, da talwärts keine Befestigung den Übermut stoppen würde. Mit etwas Übung vorab lernt aber auch jeder Laie, mit dem E-Bike umzugehen. Die Skeptiker in unserer Gruppe waren nach den ersten Metern die mit dem breitesten Grinsen.

Grüne Abfahrt

Nach rund zwei Stunden haben wir unser Ziel erreicht, das Bergrestaurant Trutz. Die urige Hütte liegt auf 2.211 Meter Höhe und bietet normalerweise einen Postkartenblick über die Oberengadiner Seenlandschaft. Wir haben allerdings die Regenfront mitgeschleppt und bestellen daher zum Aperitif einen „spannenden“ heißen Tee anstatt eines kalten Weißbiers wie eigentlich angedacht. Die angebotenen kulinarischen Köstlichkeiten heben die Stimmung allerdings sofort wieder. Auf Empfehlung wird die Kalorienzufuhr nach einer gutbürgerlichen Polenta mit einem zünftigen Kaiserschmarrn abgerundet. Die Hütte gehört übrigens zum legendären 5-Sterne-Grandhotel Suvretta House, von dem später noch zu sprechen sein wird.

Liegt es nun daran, dass wir alles aufgegessen haben, oder daran, dass der Wettergott im Herzen ein E-Biker ist: Das Wetter entscheidet sich zu unseren Gunsten. Das Gesicht in die Sonne gestreckt rollen wir auf traumhaften Wegen hinab ins Tal. Die Berggipfel, das Grün der Almwiesen und dazwischen immer wieder kleine kristallklare Quellen schaffen ein archaisches Idyll für jeden Outdoor-Junkie. Weiter unten am Suvretta-Hang, der es in Bezug auf die Quadratmeterpreise übrigens gut mit New York aufnehmen kann, zeigt uns Jasper noch die rustikalen Chalets von ehemaligen Besitzern wie dem Schah von Persien und aktuellen Bewohnern wie Gucci, Moncler & Co. Hier stellt sich dann tatsächlich das erste Mal dieses „weltgewandte Gefühl“ ein, das übersetzt für mondän steht.

Standesgemäße Einkehr

Richtig in Fahrt kommt unser Kopfkino zum Thema  Mondänität beim anschließenden Besuch des schon erwähnten und legendären Suvretta House. Das Grandhotel im Belle-Époque-Stil wurde 1912 eröffnet und atmet noch heute die sprichwörtliche Erhabenheit. Dank dieser besonderen Ambiance hat es seit dieser Zeit auch so manche Berühmtheit beherbergt und damit am Mythos von St. Moritz einen erheblichen Anteil. Gleich beim ersten Blick in die opulente Lobby des Hauses mit riesigen Blumenbouquets, feinsten Kronleuchtern und riesigen Spiegeln an den Wänden bekommt der Gast einen Eindruck von kultivierter Grandezza. Wer diese Atmosphäre liebt, der sollte sich zum klassischen englischen Afternoon Tea hier einfinden. Hier gibt es eine feine Auswahl von Sandwiches, traditionelle Scones mit Clotted Cream und Erdbeerkonfitüre sowie eine Selektion von Patisserie. Abgerundet wird das stilvolle Programm mit eleganten Live-Piano-Klängen.

Das Flair des mondänen Moments konkurriert dann zusätzlich mit einem spektakulären Ausblick durch die große Fensterfront in die Oberengadiner Bergwelt. Es wird also garantiert nie langweilig beim Verweilen in diesem entschleunigten Stil-Biotop.

Wem das noch nicht reicht, der kann sein kulinarisches Glück zusätzlich noch im Angebot von Küchenchef Fabrizio Zanetti finden. Gebürtig aus St. Moritz hat er sich seine Meriten rund um den Erdball erkocht, was ihm der Gault-Millau mit 16 Punkten bestätigt. Was uns besonders gefallen hat, war seine immer wieder Einfluss nehmende asiatische Erfahrung: weltläufige Küche für den weitgereisten Gaumen.

Die Farbe Grün verbindet, aber beim Antrieb liegen Welten dazwischen.

Aber auch ein mondäner Wallfahrtsort wie das Suvretta House geht glücklicherweise an einigen Stellen doch mit der Zeit. Neben dem standesgemäßen alten Ford Automobilbus bietet das Haus auch einen leisen und nachhaltigen Shuttledienst mit einem Tesla S an. Noblesse oblige, frei übersetzt: Auch die Elektromobilität ist mittlerweile mondän.

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